Das Institut für Kernphysik von der Gründung bis heute
Die Geschichte des Instituts für Kernphysik war und ist durch drei wesentliche Faktoren geprägt, die seine Geschichte nur in Kombination zu einer Erfolgsgeschichte werden lassen:
- die stetige, visionäre und weltweit einzigartige Weiterentwicklung der Beschleunigertechnologien
- die Realisierung verschiedener hochpräziser Experimente zur Untersuchung der Kernbestandteile und ihrer Wechselwirkungen
- die enge Zusammenarbeit und thematische Verzahnung zwischen den experimentellen und theoretischen Arbeitsgruppen
Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung aller Bau- und Forschungsvorhaben war seit Anfang an auch in besonderem Maße die Unterstützung der Politiker und Politikerinnen, der universitären Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen, sowie der finanziellen Fördergeber, wie der deutschen Forschungsgemeinschaft DFG, die für die Forschungsarbeiten am Institut für Kernphysik seit den Achtzigerjahren mehrere Sonderforschungsbereiche genehmigt hatte:
- SFB 201 „Mittelenergie mit elektromagnetischer Wechselwirkung“ 1982-1998 (Sprecher: Dieter Drechsel; später: Thomas Walcher)
- SFB 443 „Vielkörperstruktur stark wechselwirkender Systeme“ 1999-2010 (Sprecher: Thomas Walcher; später: Dietrich von Harrach)
- SFB 1044 „Die Niederenergie-Grenze des Standardmodells: Von Quarks und Gluonen zu Hadronen und Kernen“ 2012-2020 (Sprecher: Achim Denig und Marc Vanderhaeghen)
Daten und Fakten in Kürze
1957 | Formale Gründung des Instituts für Kernphysik (KPH) unter Herwig Schopper als erstem Direktor |
1961 | Hans Ehrenberg wird zum Direktor des Instituts berufen |
1964 | Richtfest des Beschleunigergebäudes und Beginn des Aufbaus eines Linearbeschleunigers für Elektronen |
1967 | Erster Elektronenstrahl des Linearbeschleunigers |
1971 | Die Berufung von Dieter Drechsel und kurz danach diejenige von Hartmuth Arenhövel begründet die theoretische Kernphysikforschung am Institut |
1975 | Erster Vorschlag zur Realisierung eines Rennbahnmikrotrons (RTM) durch Helmut Herminghaus |
1979 | Erster Elektronenstrahl des Prototyp-RTM (MAMI A1) mit 14 MeV Endenergie |
1983 | Fertigstellung der ersten RTM-Erweiterungsstufe (MAMI A2) mit 183 MeV Endenergie; Anschließend Beginn des Experimentierbetriebs mit MAMI A |
1989 | Bewilligung des Baus einer Experimentierhalle zur Errichtung dreier großer magnetischer Spektrometer zur Durchführung von Koinzidenzexperimenten (heutiges A1-Experiment); Einstellung des Betriebs des Linearbeschleunigers |
1991 | Etablierung der Technik der Energie-Markierung (engl. Tagging) am A2-Experiment |
1992 | Nach Ausscheiden von Helmut Herminghaus übernimmt Karl-Heinz Kaiser die Leitung der Beschleunigergruppe; Fertigstellung einer Quelle für Polarisierte Elektronen |
1993 | Installation einer Anlage für kohärente Röntgenstrahlung im X1-Experiment unter Hartmut Backe |
2001-2006 | Aufbau der dritten Erweiterung MAMI C in Form eines HDSM (harmonisch doppelseitiges Mikrotron) mit 1,5 GeV Endenergie; Anschließend Beginn des Experimentierbetriebs mit MAMI C |
2002 | Transport des Crystal Ball-Detektors von New York nach Mainz. Im Anschluss Installation bei MAMI. |
2003-2008 | Ein- und Umbau des KAOS Spektrometers in die A1-Spektrometeranlage zur Untersuchung sogenannter seltsamer Hadronen |
2008 | MAMI erreicht 100.000 Betriebsstunden seit 1991 |
2008 | Installation eines Computerclusters für Simulationen im Rahmen der theoretischen Physik |
2010 | Beginn der Konzeption des Elektronenbeschleunigers MESA durch Kurt Aulenbacher und Andreas Jankowiak; ab 2013 Entwurf erster Prototypen im Rahmen des Exzellenzclusters PRISMA |
2018 | Verleihung der Ehrenmedaille der JGU für Helmut Herminghaus und Karl-Heinz Kaiser |
2020 | Grundsteinlegung des CFP I Gebäudes für MESA |
2022 | Beginn des Aufbaus von MESA im Rahmen des Exzellenzclusters PRISMA+ |
Seit Ende der Achtzigerjahren standen dem Institut für Kernphysik wechselnde geschäftsführende Leiter und Leiterinnen – teilweise in mehreren Amtsperioden- vor. In der Reihenfolge ihrer jeweils ersten Wahlperiode sind diese:
Prof. Thomas Walcher, Prof. Dietrich von Harrach, Prof. Helmut Backe, Prof. Jürgen Arends, Prof. Josef Pochodzalla, Prof. Achim Denig, Prof. Concettina Sfienti, Prof. Niklaus Berger